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Kautschuk Löwenzahn

Kautschukgewinnung aus Löwenzahn, eine echte Alternative?

Kautschuk zählt zu einem der wichtigsten Rohstoffe in der modernen Welt. Einen Großteil des weltweiten Produktionsvolumens an Naturkautschuk, und zwar zwischen 70 und 75 Prozent, findet in der Reifenindustrie Verwendung. Bisher ist die einzige wirtschaftliche Alternative zum Naturkautschuk, der aus dem milchigen Saft des Kautschukbaumes gewonnen wird, die synthetische Kautschukgewinnung auf petrochemischer Basis. Die synthetische Kautschukgewinnung hat aber den großen Nachteil, dass diese nicht umweltfreundlich und nachhaltig ist.

Gummi aus Löwenzahn

Aufgrund der wichtigen Stellung des Naturkautschuks als Rohstoff forschen die großen Unternehmen der Industrie nach alternativen Bezugsmöglichkeiten, die nicht, wie die synthetische Gewinnung, umweltfeindlich sind. Der deutsche Reifenkonzern Continental ist auf diesem Forschungsgebiet einer der Vorreiter und eröffnete Ende des Jahres 2018 im vorpommerischen Anklam das erste deutsche Forschungs- und Versuchslabor für die Kautschukgewinnung aus Löwenzahn. Denn in den Blütenstängeln der kleinen Pflanze findet sich ein milchig-weißer Saft, nämlich Latex. Für die Kautschukgewinnung werden die Wurzeln der hellgelb blühenden Pflanze verwertet.

Die Idee, Löwenzahn als Quelle für Kautschuk zu verwenden, stammt aber nicht von Continental selbst. Schon während des Zweiten Weltkrieges wurden Versuche von der Sowjetunion unternommen, alternative Herstellungsmethoden für Gummi zu erforschen. Aufgrund der politischen Lage war der Naturkautschuk aus dem Kautschukgürtel in Nähe zum Äquator, für die Sowjetunion keine sicher verfügbare Ressource. Letztendlich fanden die sowjetischen Forscher heraus, dass sich zwei Arten des Russischen Löwenzahns für die Kautschukgewinnung eignen. Nachdem Krieg wurden die Forschungsprojekte allerdings nicht weiterverfolgt.

Entwicklungsstand in der Löwenzahn-Kautschukgewinnung

Die Wiederaufnahme der Forschungsarbeit an der Kautschukgewinnung aus Löwenzahn ist aber kein Indiz, für einen Rückgang der Nachfrage an dem klassischen Naturkautschuk. Ganz im Gegenteil, Naturkautschuk ist für die Reifenhersteller ein derart wichtiger Rohstoff, dass sich die Unternehmen mit der Frage auseinandersetzen müssen, wie sie die Versorgung der Ressource noch besser sicherstellen können.

Des Weiteren kann die Pflanze, nach dem heutigen Kenntnisstand, auch noch nicht effizient verarbeitet werden:

  • Es fehlen wichtige und grundlegende Kenntnisse über die Schädlings- und Krankheitsresistenz.
  • Die Verwertung der Pflanze kann noch nicht in einem wirtschaftlichen Rahmen erfolgen, da nur 10 bis 15 Prozent verarbeitet werden können. Es entsteht eine enorme Menge an Abfall.
  • Die Pflanze breitet sich unkontrolliert über den Wind aus, was eine landwirtschaftliche und ökonomische Nutzung stark beeinträchtigt.

Naturkautschuk bleibt für die Industrie relevant

Unter der Berücksichtigung dieser Punkte lässt sich zusammenfassen, dass die Forschung über die Verwendung des Löwenzahns als Kautschukquelle noch in den Kinderschuhen steckt. Wahrscheinlich wird der Naturkautschuk von Kautschukbäumen, so wie er auch von Timberfarm angebaut wird, in den nächsten fünfzehn bis zwanzig Jahren keine rentable Konkurrenz aus alternativen Bezugsquellen bekommen.

So geht der Kautschukweltverband IRSG fest davon aus, dass bis 2024 rund 800 Millionen zusätzliche Kautschukbäume notwendig sind, um die prognostizierte Nachfrage bedienen zu können. Dennoch sind Forschungen auf diesem Gebiet durchaus ernst zu nehmen.

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