Geschichte

Obwohl Gummi ein moderner Stoff zu sein scheint, gehen die Wurzeln des Werkstoffes sehr weit in die Vergangenheit zurück. In seiner Ursprungsform, nämlich als Naturkautschuk, wird er schon seit Jahrtausenden verwendet. Die ältesten bekannten Kautschukgegenstände stammen aus der Zeit von 1600 vor Christus.

Anfänge der Kautschukverwendung in Süd- und Mittelamerika

Die indigenen Völker Mittel- und Südamerikas sollen Naturkautschuk bereits für seine wasserabweisende Wirkung geschätzt haben. Sie behandelten ihre Kleidung mit dem Stoff und formten begrenzt haltbare Überzüge für ihre Füße daraus. Diese Produkte könnte man als die Urform des modernen Schuhs bezeichnen, denn noch heute heute werden die meisten Schuhsohlen aus Naturkautschuk gefertigt. Auch zeugen archäologische Funde davon, dass die Maya bereits mit ersten Vollgummibällen spielten.

Erster Kautschuk in Europa

Abseits von Mittelamerika war Kautschuk jedoch noch sehr lange Zeit unbekannt. Das Wissen um den Gummistoff gelangte in Europa erst mit der Verbreitung des Buchdrucks verstärkt an die Öffentlichkeit. Die ersten Aufzeichnungen, die von aztekischen Ballspielmannschaften und wasserabweisenden Gegenständen der Indianer berichten, stammen aus dem 16. Jahrhundert. Im frühen 18. Jahrhundert erforschte Charles Marie de La Condamine im Amazonasgebiet die Herstellung und die Anwendung von Kautschuk durch die Ureinwohner. Wenige Jahrzehnte später versuchten die ersten Europäer sich an Kautschukprodukten:
  • 1761: Erfindung eines Lösungsmittels für Kautschuk
  • 1770: Entstehung des ersten Radiergummis
  • 1791: Erfindung des ersten patentierten Verfahrens, in Terpentin aufgelösten Kautschuk auf Gewebe aufzutragen
  • 1824: Produktion des ersten Regenmantels und der „Wellington Boots“
Die Wellington Boots stellen die Vorläufer des modernen Gummistiefels dar und bekamen ihren Namen, weil Arthur Wellesley, der erste Herzog von Wellington (England) diese mit Vorliebe trug. Dennoch wurde das neue Material erst später vermehrt in der industriellen Produktion verwendet. Denn in seiner bisherigen Verarbeitung war der Kautschuk sehr temperaturempfindlich. Bei Kälte wurde es spröde, während es bei großer Hitze schnell eine klebrige Konsistenz annahm.

Der Kautschukboom

Im Jahre 1839 erfand Charles Goodyear das Verfahren der Vulkanisation. Von diesem Zeitpunkt an kam es in der Amazonasregion für die nächsten 50 Jahre zu einem regelrechten Kautschukboom. Die Städte Manaus und Belém wurden in dieser Zeit zu den reichsten Regionen Brasiliens. Am 7. Januar 1897 eröffnete die 364km lange Madeira-Mamoré-Eisenbahnstrecke. Auf dieser transportierte man den Kautschuk aus per Schiff schwer erreichbaren Amazonasgebieten nach Porto Velho am Rio Madeira. Kautschuk stellte sich in seiner verarbeiteten Form schließlich als wichtiger Werkstoff heraus. Daraufhin starteten im 19. Jahrhundert die ersten Versuche, Kautschukplantagen aufzubauen. Man stellte jedoch schnell fest, dass der kommerzielle Anbau nicht überall möglich ist. Innerhalb Südamerikas gelang das Vorhaben nicht. Die Engländer nutzen schon bald ihre Kolonien, um Kautschukbäume anzubauen, sodass größere Mengen schließlich aus:
  • Mittelamerika (vor allem Brasilien),
  • Asien (besonders dem heutigen Sri Lanka) und
  • Afrika (vor allem aus dem Kongo, Gabun und der Zentralafrikanischen Republik) kamen.
Durch die vermehrte Produktion außerhalb Brasiliens sanken dort die Preise und der Kautschukboom ließ stark nach. Leichten Aufschwung erlebte die Produktion noch einmal durch erhöhten Bedarf im ersten Weltkrieg, dieser war jedoch nicht von großer Dauer. Da neben den Brasilianern auch die Briten unter den niedrigen Kautschukpreisen litten, dachten diese sich den Stevenson Plan aus. Nach diesem schufen sie ein Kartell, das zu Lasten der USA ging, die zu dieser Zeit bereits der größte Verbraucher von Naturkautschuk waren. Henry Ford wollte durch eigenen Kautschuk-Anbau in Brasilien eine Stabilisierung des Preises erreichen. Das Vorhaben scheiterte jedoch, weil der in Brasilien vorkommende Pilz Microcyclus ulei die Plantagen befiel und vernichtete.

Kautschukversorgung während der Weltkriege

Mit zunehmender Verwendung von Gummi als Werkstoff in allen möglichen Produkten wuchs die Abhängigkeit von Kautschuk als Rohstoff. Den Zugang zu diesem verlor Deutschland jedoch in beiden Weltkriegen, sodass man sich vermehrt auf die Suche nach einer Alternative machte. Im ersten Weltkrieg stellte Fritz Hofmann sogenannten Methyl-Kautschuk aus Dimethyl-Butadien her. Es war ein erster brauchbarer Gummiersatz, der ab 1935 vom Styrol-Butadien-Kautschuk abgelöst wurde, welchen die I.G. Farben in den Buna-Werken herstellte. Da die Japaner inzwischen die asiatischen Plantagen erobert hatten, litten nicht nur die europäischen Achsenmächte unter dem fehlenden Zugang zu Naturkautschuk. Auch die Alliierten hatten Probleme mit der Beschaffung. Daher begannen die USA ab 1940 damit, Naturkautschuk einzulagern. Als der Nachschub aus Asien ein Jahr später schließlich ganz entfiel, bauten die Amerikaner mehr als eine Duzend staatlich finanzierter Fabriken zur Produktion von Buna-Kautschuk auf. Nach einem langen Streit über die Patente zur Herstellung dessen beschloss der amerikanische Kongress, dass die Standard Oil of New Jersey als Patentinhaber die Patente herauszugeben hatte. Das Unternehmen hatte sich aufgrund eines Abkommens mit der I.G. Farben in Deutschland geweigert, diese herauszugeben und sah sich schließlich mit zahlreichen Verrats-Vorwürfen konfrontiert. Nach nur zwei Jahren der Produktion übertraf diese im Jahre 1943 erstmals die deutsche Produktion von 110.569 Tonnen Buna-Kautschuk. Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges versechsfachten die Amerikaner ihre Produktionsmengen sogar noch.

Alternativen zum Kautschukbaum

Schon Mitte des 20. Jahrhunderts machte man sich auf die Suche nach einer alternativen Quelle für natürlichen Kautschuk. So erforschten die Russen bereits die Verwendung von Löwenzahn (Taraxacum kok-saghyz Rodin), dessen Wurzel 6-10% Kautschuk enthält. Pläne über den Anbau von tausenden Hektar Löwenzahn in Osteuropa scheiterten jedoch am Verlauf des damals wütenden Krieges. Die Amerikaner untersuchten dagegen Guayule (Panthenium argentatum) als Ersatzpflanze. Bei dieser beträgt der Kautschukgehalt der Wurzel zwischen 7 und 10%. Allerdings erschwerte auch hier der zweite Weltkrieg die Bedingungen. Keine der alternativen Kautschuk-Pflanzen erlebte einen großen Durchbruch, jedoch wurde dennoch weiter an der Herstellung von Gummi ohne den Einsatz von Naturkautschuk geforscht.

Synthetischer Kautschuk

Wie schon erwähnt gab es schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts bereits ersten synthetischen Kautschuk. Der erste Schritt hierzu gelang Greville Williams bereits 1860. Er destillierte Isopren aus Naturkautschuk und stellte die Summenformel C5H8 auf. Auf dieser Grundlage stellte Gustave Bouchardat 1879 in einem mehrere Monate dauernden Prozess eine gummiartige Substanz her, indem er das aus Kautschuk gewonnene Isopren mit Salzsäure zusammen erhitzte. Im Jahre 1900 entwickelte J. Kondakow den ersten vollsynthetischen Kautschuk aus Dimethylbutadien und 1909 beanspruchte Fritz Hofmann schließlich das erste Patent zur Herstellung von synthetischem Kautschuk für sich. Der wirtschaftlich nutzbare synthetische Kautschuk entwickelte sich danach recht zügig:
  • 1929: Styrol-Butadien-Kautschuk (ein Emulsionspolymerisat von 1,3-Butadien und Styrol),(SBR); entwickelt von Walter Bock,
  • 1930: Butadien-Acrylnitril-Kautschuk (NBR); entwickelt von Erich Konrad und Eduard Tschunkur,
  • 1930: DuPont Chloropren.Kautschuk (CR), heute als Neopren bekannt; entwickelt in den USA
  • 1942: Silikonkautschuk; entwickelt in den USA,
  • 1948: Fluorkautschuk; entwickelt in den USA.
In den folgenden Jahren entwickelte sich der synthetische Kautschuk stets weiter. Dabei wurde jedoch verstärkt Wert auf die Abstimmung des Stoffes auf spezielle Bedürfnisse gelegt, sodass unzählige verschiedene Neuentwicklungen kamen und gingen. Wenn Sie mehr über die Geschichte des Kautschuk wissen wollen, wenden Sie sich an TIMBERFARM.