Kautschukmilch
Kautschukmilch ist eine Bezeichnung für den Latexsaft, der in den dicht vernetzten Kapillaren unter der Rinde des Kautschukbaumes fließt und seinen Namen seiner schneeweißen Farbe verdankt. Die Milch gehört unter den chemischem Molekülketten zu der Gruppe der Polymere und dient als Rohstoff für die Herstellung von Gummi. Da es kaum eine Industrie gibt, in der kein Gummi in irgendeiner Form verarbeitet wird, handelt es sich um einen sehr begehrten Rohstoff.
Da der Anbau von Kautschukbäumen nur im sogenannten Kautschukgürtel möglich ist, findet eine natürliche Verknappung des Stoffes statt. Zwar hat der Mensch im Laufe der technischen Entwicklung Möglichkeiten gefunden, Kautschuk auch künstlich herzustellen, doch kann der synthetische Kautschuk hinsichtlich der Qualität nicht mit Naturkautschuk mithalten.
Fachgerechte Gewinnung von Kautschukmilch
Die Kautschukmilch wird aus dem Kautschukbaum gewonnen. Die Kapillaren, in denen sie fließt, liegen im sogenannten Splintholzbereich des Stammes. Dieser liegt unmittelbar unter der Baumrinde und muss zur Gewinnung der Milch mit einem speziellen Werkzeug fachgerecht in einen nach unten gerichteten Winkel angeritzt werden. Dabei ist darauf zu achten, dass die äußerste Stammschicht nicht verletzt wird. Dieser Prozess nennt sich „tapping“ und erfordert geübte Hände. Da neben dem Latexsaft auch Wasser und darin gelöste Nährstoffe in den Kapillaren des Baumes fließen, muss bei der Gewinnung darauf geachtet werden, dass dem Baum nicht zu viele lebenswichtige Nährstoffe entzogen werden. Der austretende Saft läuft entlang des Ritzkanals nach unten und wird in einem an dem Baum befestigten Behälter aufgefangen.
Zwar wird die gewonnene Flüssigkeit gerne als Milch oder Saft bezeichnet, im Grunde kann sie aber besser mit dem Blut des menschlichen Körpers verglichen werden. Wie auch im Blutkreislauf des Menschen, bewegt die Flüssigkeit Nährstoffe durch sämtliche „Körperteile“ und versorgt diese mit allem, was für ein gesundes Wachstum benötigt wird. Ein wenig Blutverlust schadet einem Menschen nicht, da der Körper stets neues Hämoglobin bildet, welches für den Sauerstofftransport und somit seine Lebensgrundlage verantwortlich ist. Ab einem Verlust von etwa 30% des Blutes ist die verbleibende Menge nicht mehr ausreichend, um das Überleben zu sichern. Daher hat der Körper eine Schutzeinrichtung für kleine Verletzungen. Das Blut gerinnt, wenn es zum Stillstand kommt und an der freien Luft zu trocknen beginnt. Ähnlich ist es bei der Kautschukmilch: wenn keine gezielten Maßnahmen zur Verhinderung dessen ergriffen werden, gerinnt die Milch nach etwa 2-3 Stunden und der Fluss wird gestoppt. Der Baum regeneriert sich und kann zu einem späteren Zeitpunkt wieder angeritzt werden. Der Vorgang ist vergleichbar mit einer Blutspende, bei der eine gut verträgliche und unbedenkliche Menge an Flüssigkeit entnommen wird, ohne dass der Kreislauf beeinträchtigt wird.